Kürzlich verlor ich einen Kunden, der enttäuscht war, dass ich ihm eine Arbeitsstunde in Rechnung stellte, statt sie ihm zu schenken. Er war wohl der Meinung, dass ich bereits genug an ihm
verdient hatte mit vorangegangenen Aufgaben.
(In der betreffenden letzten Aufgabe hatte ich aus einer querformatigen Postkarte einen hochformatigen Banner adaptiert.)
Ich möchte meine Leser*innen dafür sensibilisieren, was „Kleinigkeiten“ in meinem Alltag und dem von Kolleg*innen bedeuten.
Und wie oft Kleinigkeiten aufwändig werden können.
Nehmen wir einen Logo-Aufkleber als Beispiel für einen wirklich kleinen Auftrag:
Sie brauchen „nur das Logo drauf, ca. 6 x 4 cm“. Das Logo gibt es ja schon.
Nun kommen plötzlich meine Fragen, aus meinem reichen Erfahrungsschatz, also zu Ihrem Vorteil: 🤓
Brauchen Sie den Aufkleber outdoor oder indoor, von der Rolle oder vom Bogen? Soll ich Preise vergleichen? Apropos: runde Aufkleber sind teurer als eckige. Sollen hinten Schnittkanten drauf sein,
fürs leichtere Abziehen? – Ach, für übermorgen? Da schau ich mal, wo das so schnell klappt. Was ist mit Mindestauflagen? Von der Rolle geht leider erst ab 500 , Sie möchten nur 30 Stück?
–> Merken Sie was? ⌛
Ja, ich setze in nur zwei Minuten ein Logo auf eine Fläche.
Stimmt. Aber ich bin mit diesem Auftrag eine Dreiviertelstunde beschäftigt.
Wenn ich das schenke, ist es freiwillig – und kein Muss.
Und: Ich muss es mir grade leisten können. 🍉 🧀 🐟
-> „Man soll geben, was man übrig hat.“ Noch ein weiser Spruch, den ich berherzige.
Noch ein Nachsatz zu „Kleinigkeiten“:
Übersetzer*innen, die bspw. Telefonate simultan übersetzen: hier mal 2 Minuten, da 7 Minuten, mal 4 Minuten, mal 20 Minuten: Die sammeln alle (!) Zeiten und stellen – in welchem Intervall auch
immer – dann ihre Rechnung.
✍
Wir Dienstleister*innen ernähren uns oft aus der Summe aller kleinen und großen Teile.
Ich könnte gleich meinen „Laden“ dicht machen, wenn ich für alle meine kleinen Aufgaben, die mich nähren, schon mal pauschal keine Rechnungen stellen würde. – Die Kleinigkeiten machen bestimmt
die Hälfte meiner Arbeit aus. Meine Kunden sind auch klein. Ich habe sehr viele kleine Kunden. Ja, fast alles in meiner Selbstständigkeit ist klein-teilig. Und ich liebe das. :)
♥️ 🎨 🙏
Vertrauensbasis – ein schönes Wort.
Jede gesunde Beziehung braucht Vertrauen. Ich brauche es bei jedem Projektstart. Es handelt sich um einen Vertrauensvorschuss. Vertrauen ist vernünftig. Meine Kund*innen brauchen dieses Vertrauen
auch. Ohne das können sie mich nicht beauftragen.
Ein Kunde fragte mal an, ob ich nicht erstmal gestalten und ihm was zeigen kann, bevor er sich dann letztlich entscheidet. Ich erklärte ihm, dass das nicht geht. Es muss reichen, meine Website zu
bertrachten, mich kennenzulernen, sich ein Bild zu machen und darauf zu vertrauen, dass etwas bei der Zusammenarbeit rummkommt. Ich kann nicht unentgeltlich bspw. ein Logo Design erstellen und
das Risiko eingehen, dass er es später nicht kauft, weil er vielleicht noch vier andere gefragt hat.
🙏 ♥️ 😊
–> Ich glaube, ich habe im großen Ganzen Glück mit meiner Klientel und pflege schöne Beziehungen und genieße größtes bis blindes Vertrauen und Wertschätzung für meine Arbeit. Das wurde mir
bisher meist gespiegelt.
Mein Niveau bestimme ich, ebenso meine Philosophie, meine Nische, meinen Wert.
Ich denke stets mit und gebe Anregungen oder schlage vielleicht eine andere Headline vor oder stelle Verständnisfragen. Das macht mich aus. Ich lese übrigens alles, was ich gestalte, – auch wenn
es 60 Seiten lang ist.
Und zwar, ob der Kunde das will oder nicht. –
Da sind wir wieder bei der Selbst-Definition ! 😇 🤓 👸
Viele schöne & vertrauensvolle Erfahrungen habe ich gemacht, wie diese hier:
• Es gab einen Kunden, der sagte, ich soll ruhig gröber aufrunden als auf die Viertelstunde genau. Für angefangene Arbeitsstunden. (Ist in vielen Gewerken auch üblich.) 🕛
• Ich hatte sogar mal einen Kunden, der freiwillig 30% auf meinen Preis aufschlug, da wären wir wieder beim Wert einer Sache. 💝
–> Und keine Sorge, ich leite keine Ansprüche aus diesem wunderschönen Erlebnis ab ! 😄